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Mopedrennen in der Route 69

oder

diesmal versuchen wir uns richtig weh zu tun…

(Inschinör berichtet)

 

Bereits letztes Jahr im Oktober, die waren zufällig genau am Tag der Siegerehrung in der R69, haben die beiden RIGPEK-Teile Günta und Koks die Teilnahme am legendären Mopedrennen 2016, leichtsinnig und sicher nicht nüchtern, zugesagt – RIGPEK startet, na siha…

Daraufhin haben die Beiden noch mich von der Schnapsidee überzeugt, begeistert war ich anfangs nicht…

Die Euphorie steigerte sich im März als der Koks völlig aufgeregt eine Kleinanzeige via Telegram postete, einen alten Krapfen von Moped, aber billig. Wir satteln den Club-Bus und fahren das Ding irgendwo in der Voralpen in der Gegend von Waidhofen/Ybbs abholen. 50ccm 1996er Derby mit umgebauter Gabel, funktionslosem Stoßdämpfer hinten und ohne Papiere, brauchma eh ned. Dafür bekommen wir vom Paps des verkaufenden Buam einen kompletten Antriebssatz, eine Ersatzkupplung und noch einen ganze Schachtel von Ersatzteilen dazu. Alles zusammen für 300€, quasi ein Traum von einem Moped..

 

Dann folgt die lange Zeit des Trainings, wir wollen uns ja im Oktober nicht blamieren, wollen auf keinen Fall letztes Team werden und uns vor allem nicht weh tun – unsere Frauen würden uns umbringen!

Im Juni frage ich dann einmal wegen dem ersten Trainingstermins beim Rest der Truppe nach. Es wird der Juli genannte, dann aber sicher. Im Juli sind wir viel unterwegs, also dann August, siha.

 

Gut, wir satteln am 9. Oktober, eh kloa ohne mit der Gurkn auch nur 10m im Gelände gefahren zu sein, den Club-Bus und fahren in die Route 69. Dort angekommen ist der Walter (Kowara der R69) gerade beim Streckenaufbau. Das heißt wir können noch nicht fahren, aber Zimmer beziehen. Gegen 1600 starten wir das Renngefährt und begeben uns damit auf die ersten Trainingsrunden. Läuft nicht schlecht, wir sind ja alleine…

Die Strecke führt einmal rund um die Wiese hinterm Lokal und wieder runter auf den Parkplatz wo sich die Zeitnehmung, also Rundenzählung, befindet. Mit zunehmender Rundenanzahl, also etwa nach der ersten Runde pro Person, reift bei uns allen der Gedanke dass das nicht die richtige Sportart für uns ist, wir dafür wohl eine eigene Alterswertung brauchen werden und dass ma a bissal Angst hobn schwer gerichtet, evtl. überfahren und in Leibnitz zusammengeschraubt zu werden.

Das Training verläuft ohne Blesuren, einzig des Moped nimmt a bissal schlecht Gas an. Das beheben wir mittels neuer Zündkerze und bist du deppad, jetzt reissts onständig o!

Das Gefühl das Feld morgen nur von hinten zu sehen bekommt „Mann“ laut Walter nur mit Schilcherspritzer weg. Das wird versucht, trotzdem bekommen wir das Bild von 3 Schwechatern, nebeneinander im Schockraum des Leibnitzer Spitals laut nach Schmerzmittel und der Mama rufend, nicht aus dem Kopf… Günta und ich versuchen deshalb noch andere Spritzer, Koks setzt auf Cola/Whiskey. Es wird ein netter Abend an dem auch ein Tiroler Team zu uns stößt, die sind ganz lustig. Damit wir morgen um 1100 zu Start einen klaren Kopf haben gehen wir gegen 2300 ins Bett.

 

Samstag, Renntag. Wir sind mit der Wahnsinnsmopedn um 9 Uhr zur technischen Abnahme gestellt und fassen den Transponder für die Zeitnehmung aus. Es gibt 3 Klassen: wassergekühlt, klassisch und Puch Maxi. Wir starten in der sehr umkämpften Wasserkühlerkategorie mit 13 anderen Teams. Das Rennen dauert zwei mal zwei Stunden mit einer Stunde Mittagspause und es geht einfach um die Anzahl der gefahrenen Runden. Ein Team besteht aus bis zu 3 Personen und einem Moped. Die „Jüngeren“ starten mit 2 Fahrern, denen is des wuaschd wie viele Runden sie durchhalten müssen, wir hätten gefühlt 15 Fahrer gebraucht.

Um 10 Uhr startet ein freies Training in welchem in den letzten 5 Minuten die Startaufstellung durch die Rundenzeiten festgelegt wird. Najo, do samma ned unbedingt gonz fuan dabei…

Als der Walter die Mopeds zum Start bittet, ist unser Koks schon ganz aufgeregt und der Erste im Startraum. Mit einem milden Lächeln und einer Handbewegung deutet ihm Walter auf den letzten, ja den allerletzten Startplatz, also eher so 200m von der Startlinie entfernt. Er jetzt bemerken wir die Jugend und Agilität der anderen Teilnehmer. Des san gonz schene Henker, durchtrainiert, leistungsbereit und wohl a bissal schneller ois mia, des konn wos weadn…
Die Startflagge rauscht nach unten, der Pulk bewegt sich mit einem Satz Richtung erster Kurve und wir sind im Rennen. Genau heißt das ab jetzt möglichst lange durchfahren, keine technischen Defekte (die körperlichen kommen eh von allein) und auf keinen Fall Bekanntschaft machen mit der Oberschwester im LKH Leibnitz! Koks wird vom späteren Gewinner bereits nach eineinhalb Runden überrundet, Günta und mir geht’s in Folge auch nicht besser.

Im Vorfeld haben wir eine geniale Taktik entwickelt. Um nicht zu viel Zeit beim Fahrerwechsel zu verplempern, fahren wir jeder 5 Runden durch und zeigen dann mittels linker Hand im Zielraum den Daumen nach oben. Das heißt man bleibt noch eine Runde draußen, der nächste Fahrer kann sich schon herrichten und dann wird gewechselt. Das funktioniert super, so wie bei den anderen halt auch, also nix Geniales erfunden...

Gegen 12 Uhr trifft unsere Fangemeinde in Form von Sabina, Renate und Heinzi ein, die feuern uns gebührend an. Später trifft noch der Präsi ein, er besucht uns während seiner Kur.

Einzig das mit den 5 Runden funktioniert bereits beim zweiten Durchlauf nicht mehr, gefühlt wird die Strecke immer länger, wir immer müder, wechseln also schon mal nach 3 Runden, oder früher… Irgendwann springt die Rebn nimma an. Unser Teammechaniker Günta tauscht mit erfahrenem Blick die Zündkerze und wir sind wieder im Rennen.
Bis zum Mittagessen kommen wir immer besser ins Renngeschehen. Unsere durchschnittlichen Rundenzeiten liegen zwischen 2:30 und 2:15 Minuten, die schnellste Runde absolvieren wir in 1:59 – keine Ahnung wie das gegangen ist. Die Spitzenteams fahren konstante Zeiten um 1:30 , die Schratzn san a füh jinga, woan gestern früher im Bett und überhaupt, bei uns geht’s um die goldene Haselnuss, oiso nix!

Im ersten Turn schaffen wir 49 Runden, das erste Team hat 81, die Streber! Zu Mittag gibt’s leichte Kost, wir wollen das Moped nicht zu sehr belasten :-)

Zum Start des zweiten Turns springt unser Moped wieder nicht an. Günta bemüht eine neue Zündkerze, noch immer nix. Wir schieben das Teil quer durchs Fahrerlager und sie springt an. Ich werfe mich todesmutig ins Geschehen, bin aber mehr Hindernis als Gegner. Der Motor nimmt kein Gas mehr an, will nimma. Ich übergebe nach 3 Runden an den Günta und gebe ihm bei der Übergabe eine kurze Fehlerbeschreibung. „Die Sau nimmt ka Gas mehr an, bergauf geht nur mehr die Erste“. Er quält sich über zwei Runden und übergibt erledigt an Koks. Dieser macht noch 2 Runden, das wars, aus für das IGK 50+ Team. Wir versuchen die Leiche erneut wiederzubeleben, leider erfolglos. Das Moped wird an Ort und Stelle mit einem Schild „zu verschenken“ versehen. Später meint der Walter er nimmt das Moperl für seinen Sohn. Der richtet es bis zum nächsten Rennen im April wieder her und dann müssen wir wieder antreten. Wir wünschen ihm damit viel Erfolg und bitten uns im kommenden April einfach anzulügen, das Moped geht nicht :-) 

Wir beobachten noch ein Zeit lang das Treiben auf der Strecke und stellen fest, dass sich die Rundenzeiten der vorderen Teams nach unserem Ausscheiden wesentlich verbessern. Gut, wir stehen ja auch nicht mehr auf der Rennstrecke als Hindernis herum :-)

Danach räumen wir unseren Rennstall zusammen und gehen duschen. Später gibt’s dann die Siegerehrung bei der unserem Team großer Respekt ob der sensationellen Leistung gezollt wird. Wir haben bei unserem ersten Antreten in einem Rennen, Günta und ich haben noch nie an irgendeinem Motorradrennen teilgenommen, insgesamt 4 Teams hinter uns gelassen – beachtenswert!! In unserer Klasse werden wir 12te von 14.

Nach der Siegerehrung startet der intensivere Teil der Veranstaltung, die Siegesfeier. Die jungen Buam der anderen Teams feiern als ob es kein Morgen gebe. Selbst die Tiroler, deren älterer Teil der Mannschaft ja nur den Auf- und Abbau des Fahrerlagers für die jungen Teammitglieder gemacht hat, bleiben recht lange mit uns auf der Terasse sitzen. Im Lokal verstehst dein eigenes Wort nicht, die Musi is a Hammer. Gegen 02:30 streichen wir die Segel und gehen gut gelaunt, völlig heiser vom gegenseitigen Anschreien bei der lauten Musik und müde wie Sau ins Bett.

Es war eine schöne Erfahrung und die Stimmung im Fahrerlager und während der gesamten Veranstaltung war äußerst nett. Die schnellen Fahrer nehmen Rücksicht auf langsamere, ja genau, auf uns, auch wenns dich beim Sprung in der Luft so herbrennen dass deren Unterkante der Räder in Höhe unseres Helmes ist – ANGST!